Schüler*innenpraktikum am Fraunhofer IESE (Sommer 2021)

Durchstarten mit Design Sprint: Eindrücke vom Schüler*innenpraktikum am Fraunhofer IESE

Einmal jährlich findet bei uns am Fraunhofer IESE das sogenannte »Schüler*innenpraktikum« mit besonderem Augenmerk auf dem Thema »Design Sprint« statt. Dieses erstreckt sich i. d. R. über insgesamt zwei Wochen und bietet Schüler*innen Einblicke in verschiedene Arbeitsbereiche an unserem Forschungsinstitut für Software- und Systems-Engineering. Im Corona-Jahr 2021 lief das Programm allerdings in etwas abgespeckter Version nur über eine Woche. Dennoch sind wir uns sicher, dass den Schüler*innen auch diesmal wieder viele spannende Eindrücke und Erfahrungen geboten wurden! Was das genau bedeutet, darüber wollen wir in diesem Blog-Beitrag berichten.

»In nur 5 Tagen einen App-Prototypen entwickeln und testen geht nicht? DOCH.« – Unsere Schülerpraktikant*innen, welche im Zeitraum vom 12. bis 16. Juli 2021 bei uns am Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE vor Ort waren, liefern hierfür den besten Beweis. Mit dem Ziel, während ihres Praktikums möglichst vielseitige Einblicke in die Arbeit an unserem Institut zu erlangen, entwickelten sie nämlich im Rahmen eines einwöchigen Design-Sprint-Workshops in nur fünf Tagen einen komplett neuen App-Prototypen.

Kurzer Hintergrund zur Design-Sprint-Methodik:

 

Die Design-Sprint-Methodik wurde von Jake Knapp, John Zeratsky und Braden Kowitz in weit über hundert Sprints seit 2012 entwickelt und perfektioniert. Heute werden Design Sprints in unterschiedlichsten Branchen zur Problemlösung eingesetzt. Ein Design Sprint wird dazu verwendet, schnell realistische und getestete Prototypen zu entwickeln [1].

Bei Design Sprints und beim App-Prototyping ist neben Erfindergeist auch ganz schön viel Kreativität gefragt! Welcher Ort könnte sich da also besser eignen als unser hauseigener Kreativitätsraum (auch liebevoll »Innovation Space« genannt), in welchem unsere Wissenschaftler*innen stets ihre Ideen sprießen lassen?

Neben bunten Tafeln, beschreibbaren Tischen und Wänden, jeder Menge Spielzeugfiguren und bunten Lichtern bietet der Raum ganz viel Platz für Austausch und Innovation! Beste Voraussetzungen also, um kreativ zu werden und den Gedanken und der Fantasie freien Lauf zu lassen. – Gesagt, getan!

Im Laufe einer Praktikumswoche entwickelten unsere Jugendlichen, gesplittet in zwei Teams, jeweils einen App-Prototypen zur Lösung einer von unseren Betreuer*innen zuvor definierten Problemstellung (im realen Kontext handelt es sich dabei i. d. R. um die Anliegen eines Kunden). In unserem Fall handelte es sich um eine Challenge, bei der wir uns mit der Behebung von Umweltproblemen unter Einsatz von Social Media beschäftigten. Dazu grenzten unsere Praktikant*innen die zu betrachtenden Umweltprobleme im Rahmen einer Problemanalyse und im Zuge eines Experteninterviews zunächst auf einzelne wesentliche Aspekte wie »Verschmutzung der Umwelt«, »Verdrängung der Natur«, »Schadstoffbelastung (CO2-Ausstoß)« und »Lebensmittelverschwendung« ein. Mithilfe verschiedener Entscheidungsmethoden identifizierten unsere beiden Teams dann ein Hauptproblem, welches ihre App am Ende der Woche lösen sollte. Im Anschluss starteten sie dann mit dem eigentlichen Design Sprint, welcher sich typischerweise an einem zugehörigen Design-Sprint-Prozess orientiert (siehe Abbildung 1).

 

Dazu erfolgte zunächst die sogenannte »Ideation der Lösungen«. Zur Abwägung geeigneter Tools und Methoden zur Erstellung der App-Lösungen kam dabei u. a. eine Social-Media-Messenger-Matrix zum Einsatz, aus welcher die Teams Dienste auswählen und diese aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten und bewerten konnten. Dabei galt es für die Schüler*innen nicht nur, die beste Funktion zu kopieren oder zu verbessern, sondern insbesondere eigene Ideen zu entwickeln und in ihre Lösung einfließen zu lassen. Die beschriebene Vorab-Recherche diente unseren Schüler*innen als Basis, um anschließend im Zuge eines sogenannten »Four-Step Sketches« ein insgesamt dreiteiliges Storyboard als erstes Lösungsergebnis zu kreieren, aus welchem im späteren Verlauf die besten Lösungsskizzen ausgewählt und zur Entwicklung eines Nutzer*innen-Szenarios verwendet wurden.

Die »Four-Step Sketch«-Methode:

 

Der »Four-Step Sketch« ermöglicht es jedem Teilnehmenden, seine Interpretation eines zukünftigen Konzepts zu skizzieren. Dadurch wird ein reines Brainstorming vermieden und es kommen interessantere Lösungen auf den Tisch.

Bei der Erstellung eines Nutzer*innen-Szenarios geht es darum, Einstellungen und Erwartungen potenzieller Nutzer*innen zu antizipieren. Dabei bildet das Storyboard einen Entwurf der einzelnen Screens der später verfügbaren App ab. Am Ende des Tages sollten diese im Optimalfall ein schlüssiges Bild ergeben, damit zum Bau der Prototypen übergegangen werden kann. Das funktionierte bei uns alles reibungslos: Also hieß es als nächstes: nichts wie ran ans App-Prototyping!

Um mit dem »App-Prototyping« professionell durchzustarten, erlernten unsere Jugendlichen per Demo zunächst den Umgang mit Adobe XD, bevor es dann an die Entwicklung ging. Mit Adobe XD lassen sich grafische Benutzeroberflächen für Web-Apps und Mobile Apps entwickeln. Damit lässt sich erahnen, wie eine fertige App im späteren Verlauf aussehen und interagieren kann. Die beiden in unserem Fall entstanden App-Prototypen, nämlich die App-Prototypen »Stone Away« und »2Good4Trash«, wollen wir im Folgenden kurz vorstellen:

App-Prototyp 1: Die App »Stone Away« ist eine Lösung, die Steingartenbesitzer dazu bewegen soll, sich von ihrem Steingarten zu trennen und die Fläche umweltfreundlicher zu gestalten. Dafür vermittelt die App zwischen ihnen und engagierten Helfer*innen und bietet Tipps und Planungsservices für einen Umbau an. In interaktiven Karten können sich alle in der Umgebung an der Neugestaltung der ursprünglichen Steingärten beteiligen. Durch Terminabsprachen in privaten Chats soll der Steingarten somit der Vergangenheit angehören.

 

App-Prototyp 2: Die App »2Good4Trash« dient der Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung und bietet dafür einen innovativen Scanner in der App an, der die Verwendbarkeit von gescannten Lebensmitteln bewertet und diese mit passenden Rezeptvorschlägen ergänzt. In einem Lexikon gibt es dazu zusätzliche Tipps zur Lagerung, zur Ermöglichung einer längeren Haltbarkeit und zu neuen Verwendungsmöglichkeiten der entsprechenden Lebensmittel. Eine Börse für nicht mehr benötigte Lebensmittel ist ebenfalls angedacht.

 

Um schließlich auch die Funktionalität und Einfachheit der Handhabung der Apps zu erproben, erfolgte zum Schluss des Schüler*innenpraktikums noch das »Testing« der erstellten Prototypen. Zur Durchführung der Nutzertests, bei denen die Testpersonen durch die App geleitet und die dabei gemachten Erfahrungen protokolliert und per Interview abgefragt wurden, erklärten sich zwei Kolleg*innen unseres Instituts bereit. Aus dem dabei erhaltenen Feedback ergaben sich nochmals zahlreiche weitere Tipps und Potenziale für zukünftige Projekte, die unsere Schülerpraktikant*innen vielleicht in naher oder ferner Zukunft in Eigenregie oder an unserem Institut – z. B. als Studi im Rahmen einer HiWi-Tätigkeit oder Abschlussarbeit an unserem Institut oder als wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in – aufnehmen werden.

Das Beispiel unserer Schülerpraktikant*innen zeigt, welch tolle Ideen und Lösungen, die wahrhaftig dazu im Stande wären, ein Stück weit zur Zukunftssicherung unseres Planeten beizutragen, sich mithilfe eines Design Sprints innerhalb einer Woche kreieren und in Form eines funktionstüchtigen App-Prototypen umsetzen lassen.

Wir vom Fraunhofer IESE sind mehr als stolz auf das, was unsere Praktikant*innen in einer solch kurzen Zeit an unserem Institut auf die Beine stellen konnten! Das Engagement aller Beteiligten verdient größten Respekt und hat auch in uns wieder neue Inspiration geweckt. Die Jugendlichen und auch ihre Betreuenden hatten eine Menge Spaß und alle wurden für den Aufwand mit tollen Ergebnissen  belohnt. Für all das möchten wir uns bei allen, die am Praktikum beteiligt waren, nochmals herzlich bedanken.

Interesse an einem Schüler*innenpraktikum am Fraunhofer IESE?

 

Wenn auch du ein Praktikum an unserem Institut absolvieren möchtest und/oder dich einfach mal zu Möglichkeiten erkundigen willst, wie du in unser Institut hineinschnuppern kannst, dann melde dich gerne bei uns. Hierzu genügt eine Mail an unsere Personalerin Petra Wulff.

 

Außerdem lohnt sich auch ein Blick auf unsere Karrierewebsite!

[1] Knapp, Jake, Zeratsky, John, Kowitz, Braden: Sprint: How to Solve Big Problems and Test New Ideas in Just Five Days, Vereinigtes Königreich: Simon & Schuster