Neues Projekt »AgriDataSpace« schafft europäischen Datenraum für die Landwirtschaft

Das im Oktober in Paris gestartete EU Projekt AgriDataSpace koordiniert eine vorbereitende Maßnahme, die den Weg für den europäischen Datenraum für die Landwirtschaft ebnen soll. Das Projekt wird von Agdatahub koordiniert und zielt darauf ab, Austausch, Verarbeitung und Analyse von Daten der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft– auf sichere, vertrauenswürdige, transparente und verantwortungsvolle Weise zu erleichtern. So werden neue Möglichkeiten für die Überwachung und Optimierung der Nutzung natürlicher Ressourcen geschaffen, um datengetriebene Innovationen zu fördern. Das Fraunhofer IESE übernimmt die Rolle eines Technischen Managers für das Gesamtprojekt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Abstimmung und Harmonisierung der technischen Architektur der Agrardatenräume. Außerdem ist das IESE federführend bei der Erstellung des »Technology Canvas«, einem öffentlichen Bericht über Daten, Modelle und Interoperabilitätslösungen als technologische Enabler für die Implementierung von Agrardatenräumen.

Referenzprojekt AgriDataSpace
© iStock.com / Andrey Popov

Transformation zur Lebensmittel-Datenwirtschaft mittels Datenräume
Datengetriebene Innovationen und Datenplattformen verändern die Wirtschaft und Gesellschaft. Sie beeinflussen die Art und Weise, wie wir Lebensmittel produzieren, konsumieren und teilen. Dieser Wandel ist schnell und umfassend. Die datengetriebenen Innovationen in der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft werden sich auf nahezu alle Bereiche des Lebens positiv auswirken. Das reicht von einer individuelleren, gesünderen Ernährung über mehr Transparenz bei den angebotenen Lebensmitteln bis hin zu einer zunehmend kundenspezifischen, lokalen und nachhaltigen Lebensmittelproduktion.

Diese Entwicklung ist zwar vielversprechend, doch die Digitalisierung der Agrar- und Ernährungswirtschaft schreitet in Europa nicht so rasch voran wie erwartet. Ob und in welchem Ausmaß dies geschieht, hängt von den technologischen und sozioökonomischen Gegebenheiten ab, die eng miteinander zusammenhängen. Es bedarf klarer Gestaltungsprinzipien und einer Roadmap für den Weg zu fairen, inklusiven Datenräumen, die nachhaltige Lebensmittelsysteme in Europa unterstützen.

Europäischer Agrardatenraum
Der europäische Datenraum für die Agrar- und Lebensmittelwirtschaft ist von großer Bedeutung für die bessere Datenverfügbarkeit und Interoperabilität. Das gilt nicht nur innerhalb der Branche, sondern auch sektorübergreifend. Durch die Nutzung der Daten können sich Chancen für neue Wertschöpfung und Dienstleistungen eröffnen.

In dieser Hinsicht wird das EU Projekt AgriDataSpace die künftige Umsetzung eines gemeinsamen europäischen Datenraums für landwirtschaftliche Daten vorbereiten, indem es alle relevanten Stakeholder und Mitgliedländer zusammenbringt, klare Verwaltungsstrukturen und Geschäftsmodelle ausarbeitet und einen Konsens innerhalb des Netzwerks erzielt.

Bedarf nach zukunftsfähiger Governance und nachhaltigen Geschäftsmodellen
Es entstehen immer mehr Initiativen zur gemeinsamen Nutzung von Daten in der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Sie haben allerdings immer noch Schwierigkeiten, ein gemeinsames nachhaltiges Geschäftsmodell zu entwickeln. Darüber hinaus werden neue, föderierte Geschäftsmodelle erforderlich, um verschiedene Datenmarktplätzen und Plattformen durch Data Sharing miteinander zu verbinden. Dabei wird die gesamte Wertschöpfungskette vom Feld bis zum Teller in Betracht gezogen: Bei den Überlegungen zur Governance des Agrardatenraums müssen technische, rechtliche, ethische, sozioökonomische und wirtschaftliche Aspekte berücksichtigt werden. Um die Möglichkeiten der gemeinsamen Nutzung von Daten voll auszuschöpfen, ist es aus Sicht der Landwirte aber auch wichtig, sich mit dem Rest der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft zu vernetzen. Der direkte Draht zum Konsumenten bietet den Landwirten großes Potenzial, um nicht nur von der Qualität ihrer Produkte, sondern auch ihr Engagement für die Nachhaltigkeit zu überzeugen.

In diesem Sinne konzentriert sich das EU Projekt AgriDataSpace darauf, alle wichtigen Akteure einzubinden und gemeinsam die Roadmap, die Governancestruktur und die Geschäftsmodelle für den europäischen Agrardatenraum zu entwickeln. So kann das Projekt die zentralen Herausforderungen der gemeinsamen Datennutzung in der Landwirtschaft bewältigen, wie die Zurückhaltung vor dem Datenaustausch, die Dominanz großer Plattformen und die technologische Fragmentierung der bereits existierenden Lösungen im Ökosystem.

Vertrauensbildung durch die Einwilligung der Landwirte
Ein wichtiger Aspekt des Datenraums ist es, die Datensouveränität des Landwirts als Datenurheber durchzusetzen, gemäß der Vorgabe des EU-Verhaltenskodexes für die gemeinsame Nutzung von (agrar-)wirtschaftlichen Daten. Zu diesem Zweck wird das EU Projekt AgriDataSpace dem Landwirt die notwendigen Instrumente an die Hand geben, um seine Zustimmung zur Datennutzung durch die Datenintermediäre und Vermittler zu erteilen, dabei die vollständige Kontrolle über seine Daten zu behalten, und, falls erwünscht, auch unabhängige, föderierte Speicherlösungen für seine Daten zu nutzen.

Das AgriDataSpace-Konsortium vereint ein hervorragendes Team von Experten aus führenden Forschungsinstituten, landwirtschaftlichen Datenintermediären und Industrieverbänden aus zehn Ländern, Teil des Ökosystems im europäischen Datenraum. In enger Zusammenarbeit mit einer großen Stakeholder-Gemeinschaft, die alle Mitgliedstaaten und relevanten Akteure des Ökosystems umfasst, erforscht und vergleicht das Projekt eine Reihe von Verhaltenskodexen (Codes of Conduct) für die gemeinsame Nutzung von Agrardaten (EU, Australien, USA, Neuseeland). Auf diese Weise sollen einheitliche Mechanismen geschaffen werden, um mögliche Machtungleichgewichte auszugleichen und allen beteiligten Akteuren eine faire monetäre Vergütung sowie ein vertrauensvolles Umfeld mit Anreizen zur Mitwirkung zu garantieren.

Aufbau eines europäischen Rahmenwerks für einen sicheren und vertrauenswürdigen Datenraum für die Agrar- und Lebensmittelwirtschaft
Zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit aller relevanten Akteure des Datenraums wird das EU Projekt AgriDataSpace daran arbeiten, Folgendes bereitzustellen:

  1. Einen Rahmen für den effektiven und effizienten Datenaustausch, der die Entkopplung von Datenproduzenten und –konsumenten unterstützen;
  2. eine konzeptionelle Referenzarchitektur und eine Technologieplattform zur Gewährleistung von Kompatibilität und Interoperabilität;
  3. ein Governance-System zur Festlegung und Durchsetzung von Verträgen zur Datennutzung (einschließlich der potenziellen Vergütung von Datenbereitstellung sowie Datennutzung);
  4. einen erleichterten Zugang zum digitalen Binnenmarkt, der durch die richtigen rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen unterstützt wird;
  5. eine Struktur für Vertrauenswürdigkeit, in der Datenkonsumenten und Datenanbieter ihre Geschäftsinteressen auf der Grundlage gemeinsamer ethischer Werte teilen können; und
  6. Geschäftsmodelle, die Daten, Erkenntnisse sowie Analysen als Dienstleistung umfassen könnten.

Koordination

Sébastien Picardat
Agdatahub

sebastien.picardat@agdatahub.eu

Kommunikation

Dimitris Fotakidis
FOODSCALE HUB

dimitris@foodscalehub.com

Das Vorhaben wird von der Europäischen Union gefördert. Die geäußerten Ansichten und Meinungen sind jedoch ausschließlich die des Autors/der Autoren und spiegeln nicht unbedingt die der Europäischen Union oder der Europäischen Kommission wider. Weder die Europäische Union noch die Bewilligungsbehörde können für sie verantwortlich gemacht werden.

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