Kommunale Ki-Strategie entwickeln, planen und umsetzen mit einem Blick in die Zukunft

Wie Städte und Gemeinden den Einsatz von KI steuern: Schritt für Schritt eine kommunalen KI-Strategie entwickeln

Viele Städte und Gemeinden haben bereits seit langem Digitalisierungs- und Smart-City-Strategien. Doch Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Spielregeln: Sie bringt Chancen, aber auch neue Anforderungen. In diesem Beitrag richten wir den Fokus darauf, wie Kommunen den Einsatz von KI strategisch vorbereiten können – und worauf es dabei wirklich ankommt. Braucht es eine eigene KI-Strategie, wie grenzt sie sich ab und worauf ist bei der Entwicklung einer KI-Strategie zu achten?

Eine KI-Strategie ist kein Ersatz, sondern eine sinnvolle Ergänzung bestehender Digitalisierungs- oder Datenstrategien – je nach Ausgangslage eigenständig oder als Bestandteil einer übergreifenden Digitalisierungs- bzw. Datenstrategie. Kommunen, die bereits solche Grundlagen geschaffen haben, können mit einer gezielten KI-Strategie konkrete Anwendungsfelder identifizieren. Rahmenbedingungen wie Ressourcen und rechtliche Vorgaben klären und ethische Leitplanken setzen. Für Kommunen ohne bestehende Strategien empfehlen wir, die Themen Digitalisierung, Daten und KI gemeinsam zu denken – idealerweise in einer integrierten Gesamtstrategie. 

Doch warum braucht es eine spezifische KI-Strategie bzw. die Beschäftigung mit KI in einer Digitalisierungs- oder Smart-City-Strategie? Der Grund liegt in den grundlegenden Unterschieden zu klassischen Digitalisierungsvorhaben: Während traditionelle Software und Smart-City-Systeme nach vordefinierten Regeln arbeiten, lernen KI-Systeme aus Daten und können befähigt werden, autonom Entscheidungen zu treffen. Diese Eigenständigkeit bringt neue Anforderungen an Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Governance mit sich. Aber auch ethische Fragen, die den Einsatzzweck adressieren, treten hier deutlicher auf als bei einer Smart-City-Strategie. 

Deshalb wirft der Einsatz von KI nicht nur technische, sondern auch gesellschaftliche Fragen auf. Eine KI-Strategie sollte Orientierung bei Themen wie Ethik, Transparenz, Datenschutz und Teilhabe schaffen. Sie bietet etwa einen strukturierten Rahmen, um Mitarbeitende und Bürgerinnen aktiv einzubinden, Sorgen und Bedenken frühzeitig zu adressieren sowie generell den gesellschaftlichen Dialog zu beginnen. Grundsätzlich unterstützt sie bei der Planung eines bedarfsgerechten Einsatzes von KI-Anwendungen und dem darauffolgenden Umsetzungsprozess, indem sie erste Schritte der Einführung aufzeigt. Zur konkreten Anwendbarkeit in der Verwaltung empfiehlt sich dann die Überführung in eine Dienstanweisung.  

Eine kommunale KI-Strategie ist ein strategisches Rahmenwerk, das den verantwortungsvollen und zielgerichteten Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Stadtverwaltung und Stadtentwicklung steuert und definiert. Sie kann auch in größere Strategien wie Digitalstrategien eingebettet werden.

Was eine »gute« kommunale KI-Strategie ausmacht

Eine wirksame KI-Strategie für Kommunen benötigt ein klares Zielbild und definiert, welchen Beitrag KI zur Stadtentwicklung und Stadtverwaltung leisten soll und darf. Sie berücksichtigt zentrale Handlungsfelder wie Mobilität, Bildung, Klima oder Bauleitplanung und baut im Idealfall auf einer abgestimmten Datenstrategie und einer vorhandenen digitalen Infrastruktur auf.

Die Vertrauenswürdigkeit der KI ist dabei essenziell. Orientierung bieten internationale Leitlinien wie die der UNESCO oder OECD. Auch national wird dieser Aspekt priorisiert, indem das Projekt MISSION KI an der Entwicklung einheitlicher Standards und der Verfügbarkeit und Auffindbarkeit von Daten arbeitet. Dieses Projekt entstammt der Digitalstrategie auf Bundesebene und möchte für eine qualitative, vertrauenswürdige KI sorgen. Um den Einsatz und den Umgang mit dieser Technologie zu ermöglichen, sind Wissensaufbau und -transfer notwendig. Geeignete Weiterbildungsangebote als Qualifizierungsmaßnahme für Mitarbeitende sowie angeleitete Formate zur Information und Beteiligung der Stadtgesellschaft sind zu empfehlen.

Erfolgreiche Strategien sind agil, werden regelmäßig evaluiert und enthalten eine Roadmap mit klaren Meilensteinen.
Kommunen profitieren besonders vom Austausch: Wer Erfahrungen, Standards und Learnings teilt, kommt schneller voran. Inhaltlich sollte eine KI-Strategie sich mit den folgenden Bausteinen befassen: 

  • Vision & Zielbild 
  • Handlungsfelder (z.B. Verwaltung, Mobilität, Bildung, Klima, Beteiligung) 
  • Datenstrategie und Infrastruktur 
  • Governance & Beteiligung 
  • Kompetenzen & Qualifizierung 
  • Evaluation & Weiterentwicklung 
  • KI Roadmap 

 

Beispiele kommunaler KI-Strategien 

Immer mehr Städte entwickeln eigene KI-Strategien oder Rahmenwerke, die zentrale Prinzipien wie Gemeinwohlorientierung, Transparenz, Datenschutz und Kompetenzaufbau in den Mittelpunkt stellen – oft eingebettet in bestehende Digital- oder Datenstrategien.

Deutschsprachige KI-Strategien

Wien war eine der ersten deutschsprachigen Städte mit einer eigenen KI-Strategie (2019) und verfolgt seither einen konsequent weiterentwickelten Ansatz. Die Fortschreibung von 2024 wurde als Teil der digitalen Agenda geschrieben und basiert auf dem Leitbild des Digitalen Humanismus. Sie adressiert die Stadt, die Verwaltung und die Stadtgesellschaft inklusive Wirtschaft. KI soll dem Menschen dienen, nicht umgekehrt.

Eine der neuesten Strategien kommt aus Stuttgart. Die Stadt hat ein strukturiertes Konzept vorgelegt, das rechtliche Rahmenbedingungen, Datenschutz, ethische Leitplanken und interne Umsetzungsstrukturen wie einen städtischen KI-Hub und Weiterbildungsangebote umfasst. Besonders hervorzuheben ist die konkrete KI-Roadmap, die künftige Anwendungsfelder definiert und Zeitangaben für deren Einführung setzt.

Andere Städte nutzen keine formale Strategie, sondern setzen auf Leitlinien oder Chartas.

  • Hamburg hat mit seinen zehn Leitlinien zu Daten und KI ein Rahmenwerk geschaffen, das sich an Prinzipien wie Fairness, Nichtdiskriminierung und digitaler Souveränität orientiert. Ziel ist eine schrittweise Etablierung von KI-Governance.
  • Essen geht mit der Charta Digitale Ethik noch weiter und formuliert ein wertebasiertes Grundverständnis für digitale Technologien in der Verwaltung – mit dem Menschen als Maßstab.
  • Ulm hat klare Leitlinien zum KI-Einsatz beschlossen, die ethische Anforderungen, Transparenz und praktische Orientierung für Verwaltungsmitarbeitende bieten. 

Neben den benannten Großstädten beschäftigen sich auch kleinere Kommunen sowie Bund und Länder mit der Thematik. In mehreren Bundesländern wie Hessen, Baden-Württemberg, Niedersachsen oder Rheinland-Pfalz gibt es bereits unterschiedliche Leitlinien, Agenden und Strategien, die versuchen, den Umgang mit KI zu steuern und Leitplanken zur Nutzung von Daten vorzugeben. Der Einsatz von KI für kleinere Kommunen und Mittelstädte kann lohnend sein, gerade auch in Hinblick auf den steigenden Fachkräftemangel. Idealerweise kann KI dabei helfen, zeitaufwendige und repetitive Aufgaben zu erledigen und somit die Aufgabenerfüllung der Kommune sichern, auch mit weniger Personal. In kleineren Städten erfolgt ein Einsatz bislang aber eher prototypisch und zielgerichtet für bestimmte Aufgaben, was vermuten lässt, dass eine integrierte Gesamtstrategie oder der Überblick fehlt. Weitere Informationen speziell zum Einsatz von KI in Mittelstädten finden sich im Projektbericht.  

Diese Beispiele zeigen – egal ob Strategie, Leitlinien oder Charta: Entscheidend ist ein verantwortungsvoller, nachvollziehbarer und gemeinwohlorientierter Umgang mit KI in der kommunalen Praxis. Die bewusste Thematisierung und der stadtweite Diskurs helfen dabei, die eigene digitale Souveränität zu stärken, auch wenn die schriftlichen Ergebnisse oft nur wenige Seiten umfassen. Aber diese Dokumente sorgen für Orientierung und bieten einen geeigneten Startpunkt für den bewussten Umgang mit KI. 

Internationale KI-Strategien

Im internationalen Vergleich fällt auf, dass Städte Künstliche Intelligenz oft nicht nur als Werkzeug zur Optimierung der Verwaltung betrachten, sondern deutlich stärker als Motor für wirtschaftliche Entwicklung und Innovation positionieren. 

  • Singapur verfolgt seit 2019 mit seiner National AI Strategy das Ziel, bis 2030 ein global führender Standort für vertrauenswürdige KI zu werden. Der Fokus liegt auf strategischen Branchen wie Gesundheit, Bildung und Transport, aber auch auf dem Aufbau eines leistungsfähigen Ökosystems aus Unternehmen, Forschung und Verwaltung. KI soll gezielt zur Transformation der Wirtschaft beitragen – flankiert durch massive Investitionen in Infrastruktur und Talente. 
  • Auch Abu Dhabi denkt KI primär als wirtschaftliche Zukunftstechnologie. Die Regierung strebt an, mithilfe der Privatwirtschaft bis 2027 die weltweit erste vollständige KI-native Verwaltung zu etablieren. Dabei wird transparent kommuniziert, wie viel Geld dafür bereitgestellt wird – als Signal für strategische Ambition und wirtschaftspolitischen Gestaltungswillen. 
  • New York City hat 2021 eine eigene AI-Strategie veröffentlicht. Die Stadt verfolgt einen breiten Ökosystemansatz, der digitale Rechte, soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Chancen gleichermaßen adressiert. KI wird sowohl als Werkzeug zur Verbesserung öffentlicher Dienste als auch als wirtschaftlicher Innovationstreiber verstanden. Die Strategie benennt konkrete Handlungsfelder wie Dateninfrastruktur, sektorübergreifende Kooperationen und Bildung – mit dem Ziel, ein inklusives und wettbewerbsfähiges KI-Ökosystem zu schaffen. Seit 2023 schreibt die Stadt ihr Vorhaben mittels des AI Action Plan fort und erstellt ein jährliches Reporting zum Fortschritt.

Internationale Städte integrieren KI strategisch in ihre wirtschaftliche Zukunftsplanung. Während deutsche Städte KI bislang eher als Werkzeug zur Verbesserung der Verwaltung begreifen, sehen Metropolen wie Singapur, Abu Dhabi oder New York darin auch ein zentrales Element ihrer Innovations- und Standortpolitik. 

StadtFokus der KI-StrategieJahr
StuttgartAnwendungsbezogene Steuerung und Umsetzungsplan als Roadmap 2025
HamburgSchrittweise Etablierung von KI mit einem Augenmerk auf Fairness, Nichtdiskriminierung und digitaler Souveränität 2024
EssenVom Menschen ausgehendes, wertebasiertes Grundverständnis für Technologien2024
UlmLeitlinien für den Einsatz von KI2024
WienLeitbild des digitalen Humanismus2019 und 2024
Singapurein global führender Standort für vertrauenswürdige KI2019
Abu DhabiWeltweit erste vollständig KI-native Verwaltung2025
New York CitySchaffung eines ganzheitlichen KI-Ökosystems2021

 

Wie eine KI-Strategie entwickeln? Die wichtigsten Schritte:

Für Kommunen, die das Thema KI-Strategie angehen möchten, empfehlen wir, folgende Prozessschritte zu gehen. Dabei sind immer die lokale Situation und die eigenen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. Vor allem die Vision mit den dazugehörigen Zielen muss zu den eigenen Bedarfen passen, um mit der Strategie auch eine Umsetzungsabsicht zu erzeugen, statt eines Papiers für die Schublade.

Exemplarische 7 Schritte zur Entwicklung einer KI-Strategie 

  1. Vision formulieren
    Entwicklung einer klaren Vorstellung davon, wie KI zur Lösung kommunaler Herausforderungen und zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen soll und in welchen Handlungsbereichen. Einbindung politischer Führung und Verwaltungsspitze. Konkretisierung in abgeleiteten Zielen.
  2. Stakeholder identifizieren und einbinden
    Systematische Erfassung aller relevanten Akteure: Verwaltungsmitarbeitende, Bürger*innen, lokale Unternehmen, Wissenschaft, Zivilgesellschaft. Entwicklung gruppenspezifischer, partizipativer Formate für den flankierenden Beteiligungsprozess.
  3. Ist-Situation analysieren
    Bestandsaufnahme vorhandener Daten, digitaler Infrastruktur, KI-relevanter Kompetenzen, Ressourcen und bereits laufender Projekte. Identifikation von Stärken, Schwächen und rechtlichen Rahmenbedingungen.
  4. Prioritäre Handlungsfelder ableiten
    Auswahl strategisch wichtiger Anwendungsbereiche basierend auf kommunalen Herausforderungen, verfügbaren Ressourcen und gesellschaftlichem Nutzen. Konkretisierung durch Use-Cases. Berücksichtigung des EU AI Acts und nationaler Regulierung.
  5. Governance-Strukturen definieren
    Festlegung von Verantwortlichkeiten, Entscheidungsprozessen und Qualitätssicherung. Entwicklung ethischer Leitlinien und Transparenzstandards für den KI-Einsatz.
  6. Aktionsplan entwickeln
    Erstellung einer konkreten Roadmap mit Pilotprojekten, Meilensteinen, Ressourcenplanung und Wirkungsmessung. Definition von Quick Wins sowie Indikatoren zur Evaluation der Zielerreichung.
  7. Strategie verankern und umsetzen
    Politische Beschlussfassung, organisatorische Integration durch Umsetzung der Governance-Strukturen und kontinuierliche Weiterentwicklung. Aufbau von Monitoring- und Evaluationsstrukturen für den Strategieerfolg. Verankerung geeigneter Formate zum Wissenstransfer in der Breite.

Fazit und Ausblick: Eine kommunale KI-Strategie ist weit mehr als ein Steuerungsinstrument

Eine KI-Strategie ist nicht nur ein Steuerungsinstrument. Sie schafft vorrangig Sichtbarkeit und ein erstes Bekenntnis für das Thema und hilft Kommunen, den Einsatz von KI bewusst, zielgerichtet sowie gemeinwohlorientiert zu gestalten. Auch wenn viele Beispiele aus Großstädten stammen, sehen wir das gleiche Anwendungspotenzial in Landkreisen und kleineren Städten. Aus Ressourcengründen kommt hier der Anwendungsspielraum noch stärker zum Tragen. Das bedeutet, die Leitlinien der Strategie geben Orientierung, wann und wofür KI eingesetzt werden darf.  

Für Kommunen, die bislang noch keine eigene Daten-, Digitalisierungs- oder Smart-City-Strategie entwickelt haben, empfehlen wir einen gemeinsamen, integrierten Ansatz, der die Themen Digitalisierung, Daten und KI von Beginn an strategisch miteinander verbindet. In der Anwendung hängen diese Bereiche unmittelbar zusammen und beeinflussen sich. Deshalb wird eine strategische Verknüpfung dieser Themen in einem integrierten Konzept von uns befürwortet. 

Sie möchten eine maßgeschneiderte KI-Strategie für Ihre Kommune entwickeln?

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