Fraunhofer IESE - Legacy-Systeme

Herausforderung Legacy-Systeme – aus dem Industrieworkshop von TNO-ESI und Fraunhofer IESE

Am 21. Juni 2017 fand der zweite von TNO-ESI (Embedded Systems Innovation) und Fraunhofer IESE organisierte Industrie-Workshop in Eindhoven (Niederlande) statt. Nachdem im letzten Jahr ein MoU zur Zusammenarbeit zwischen den Instituten unterzeichnet wurde, ist diese Reihe von gemeinsamen Workshops eine der daraus erwachsenen gemeinsamen Aktivitäten.

Die Themen, welche diskutiert wurden, waren Software Legacy sowie Sichten auf System-Architekturen. Dazu präsentierten zunächst Vertreter aus der Industrie ihre aktuellen Herausforderungen und die Forschungsinstitute stellten den aktuellen Stand der Technik dar.

Die Gäste aus der Industrie (ASML, John Deere, Philips, Océ, Thermo Fischer Scientific) kamen aus unterschiedlichen Anwendungsbranchen, sodass eine offene und lebhafte Diskussion entstand. Schnell wurde den Teilnehmern klar, dass die Herausforderungen überall ähnlich sind: Wartung und Entwicklung wird zunehmend von Komplexität, Varianten und der Anforderung an die Gesamt-Systemqualität beeinflusst. Das modellbasierte System-Engineering stellt hier einen Lösungsweg dar, der in den Firmen Erfolge aufweisen kann, aber auch viele Hürden in Bezug auf Prozesse, Werkzeuge und nicht zuletzt die Qualifikation der Mitarbeiter aufwerfen kann. In Bezug auf die Wartung wurde z.B. diskutiert, wie man den richtigen Zeitpunkt für Umstrukturierungsarbeiten in den Systemen auswählt, wie diese aussehen sollten und wann es wohl zu spät sei. Schließlich sind die meisten komplexen Produkte „gewachsene“ Systeme, in die viele hundert Mannjahre Erfahrung geflossen ist, die jedoch aufgrund geänderter Anforderungen durch den Trend der digitalen Transformation oder schlicht durch Abkündigung einzelner Bauteile kontinuierlich angepasst werden müssen – Art und Umfang dieser Anpassungen sind jedoch nur schwer zu greifen.

In Bezug auf Systemsichten werden Dekompositions-Sichten und Abstraktions-Sichten wie z.B. mit domänenspezifischen Sprachen bereits breiter in der Industrie angewandt und wurden in Forschungsprojekten (z.B. SPES XT) methodisch umfassend definiert. Spezifische Sichten z.B. auf einzelne Qualitätsaspekte wie Cybersecurity oder funktionale Sicherheit sind dagegen kaum verbreitet – versprechen aber deutliche Mehrwerte, wie erste Erfahrungen des IESE mit dem Tool safeTbox zeigen.

Insgesamt wurde dieser Workshop von den beteiligten Firmen als wertvoller Austausch gewertet, der in einer dritten Auflage zum Jahresende wiederholt werden soll und Themen aus den bisherigen Diskussionen vertiefen soll, nämlich der Wert von Wartung und die Einführungsstrategie neuer Methoden und Werkzeuge in größeren Entwicklungsteams.Ich bin sicher, es wird wieder spannend!