Die Mehrzahl an Unternehmen (insbesondere KMUs) ist in der heutigen Zeit in einem globalen, hochdynamischen Umfeld tätig und muss sehr flexibel auf neue Marktchancen, veränderte Bedingungen und eine starke, globale Mitbewerbersituation gerade im immateriell geprägten Geschäft der IT reagieren. Dies muss insbesondere durch ein entsprechend angepasstes Softwareentwicklungsvorgehen unterstützt werden. Der natürliche Vorteil klein- und mittelständischer Unternehmen, aufgrund ihrer Größe die Vorgehen einfacher an neue Marktanforderungen anpassen zu können, wird aktuell durch hohe Eintrittshürden vollständig neuer, teilweise disruptiv wirkender, atomar-agiler Vorgehen behindert: Der Grundtenor ist meist: »Ein bisschen agil geht nicht«. Derartig revolutionäre Änderungen können aber eine gerade für den Mittelstand notwendige Produktivitätskontinuität nicht garantieren und erlauben keine »smarte« Transition. Die Vorgehensanpassung mithilfe kleinerer, durchaus der agilen Welt entnommener Einzelmethoden (»Cherry Picking«) findet heute nicht statt.
Ziel des Forschungsvorhabens ProKoB war daher die Erstellung eines empirisch unterfütterten Katalogs mit einzelnen Prozessbausteinen für die Softwareentwicklung, um diese neuen Anforderungen modular zu erfüllen. Diese Prozessbausteine beschreiben konkrete Best Practices beim Entwicklungsvorgehen, wie z.B. Test-Driven-Development (TDD), Crowd-Testing und Daily Stand-up Meetings. Die Prozessbausteine sind dabei nicht nur systematisch katalogisiert, sondern berücksichtigen auch gegenseitige Abhängigkeiten, die für ihre Orchestrierung beachtet werden müssen. ProKoB liefert eine Prozessbausteinontologie, den systematischen Katalog, die Empirie einzelner Komponenten, Methoden zur Orchestrierung sowie auch Transitionen, wie das gewählte Ziel zu erreichen ist. Alle Komponenten lassen sich dabei toolgestützt bearbeiten, verwalten und bewerten. Mithilfe der Katalogisierung solcher Prozessbausteine wird ein typisches deutsches mittelständisches Unternehmen in die Lage versetzt, die für es am besten geeigneten Komponenten zu identifizieren (»Cherry Picking«), sie geschickt zu orchestrieren und eine angepasste Transition abzuleiten, die ihm hilft, optimierte Entwicklungsvorgehen zwecks einer besseren Time-To-Market, einer demokratischeren Projektdurchführung und einer früheren Einbindung von Nutzerfeedback geplant anzugehen.
Die Evidenz der einzelnen Prozessbausteine sowie von Gesamtorchestrierungen wird hierbei initial von den Konsortialpartnern belegt. Ziel des Vorhabens war aber ebenso die Evidenzerweiterung, indem die Projektergebnisse sowie die dazu erhobenen Evidenzen über eine Web-Plattform allen deutschen IT-Unternehmen zur Verfügung gestellt wurden. Diese Community wird die Plattform weiterschreiben und ermöglicht den Konsortialpartnern die längerfristige Ergebnisverwertung für eine optimierte Durchführung von Softwareentwicklungsprojekten.