Fraunhofer Forschungsprojekt »PETRA« entwickelt App zur KI-gestützten Therapiebegleitung in den Wechseljahren

Obwohl die Wechseljahre – auch als Perimenopause bekannt – das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit von Frauen teils erheblich einschränken, erfolgt eine medizinische Aufklärung und Begleitung bislang oft unzureichend. Im Rahmen des Verbundprojekts »PETRA: AI-gestützte, edukative Therapiebegleitung für die Perimenopause« entwickeln Forscherinnen und Forscher nun eine KI-gestützte App, die betroffenen Frauen eine personalisierte Aufklärung bietet und so zur Verbesserung der Symptomatik beiträgt. Neben dem Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE als Konsortialleiter beteiligen sich vier Partner am Projekt: das Digital Health Startup FEMNA, die Juniorprofessur für Gesundheit und E-Health der Ruhr-Universität Bochum, die Sozialforschungsstelle der Fakultät Sozialwissenschaften an der Technischen Universität Dortmund sowie das Berlin Institute of Health der Charité. Gefördert wird das Vorhaben für geschlechtergerechte Medizin vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt mit rund zwei Millionen Euro über eine Projektlaufzeit von drei Jahren.

Fraunhofer Forschungsprojekt »PETRA« entwickelt App zur KI-gestützten Therapiebegleitung in den Wechseljahren
© AdobeStock.com/MariosRistic_Zamrznuti tonovi; Fraunhofer IESE

Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Blutungsstörungen und Konzentrationsprobleme erschweren vielen Frauen in den Wechseljahren den Arbeitsalltag, vermindern ihre Lebensqualität und beeinflussen die Langzeitgesundheit. Jede zehnte Frau gibt ihren Job auf, viele reduzieren ihre Arbeitszeit oder gehen früher in Rente. Die wirtschaftlichen Schäden bemessen sich Schätzungen zufolge in Deutschland auf über neun Milliarden Euro pro Jahr. Gesellschaftlich ist das Thema tabuisiert, das Bewusstsein über Behandlungsmöglichkeiten wenig ausgeprägt.

Gesundheits-App begleitet, informiert und unterstützt Betroffene

Zunächst führen die Forscherinnen und Forscher des Konsortiums Workshops mit Betroffenen zur Bedarfsermittlung durch. Darauf aufbauend entwickeln sie eine App mit Daten- und Wissensplattform sowie einem eigenen KI-Chatbot. Auf dieser Grundlage erhält jede Nutzerin individuell zusammengestellte Wissensbausteine und Empfehlungen zur Linderung ihrer Symptome.

Während einer Pilotphase werden im Anschluss die Akzeptanz und Nutzungsfreundlichkeit der App evaluiert. Das Feedback von Nutzerinnen fließt kontinuierlich in die Weiterentwicklung ein. So wird sichergestellt, dass die Inhalte für die Anwenderinnen verständlich aufbereitet und praktisch umsetzbar sind. Auch der Zugang zu Informationen wird auf diese Weise entscheidend verbessert. »Unser Ziel ist, dass Frauen ihre Gesundheitskompetenz rund um die Perimenopause mithilfe der App ideal stärken können«, erklärt Dr. Theresa Ahrens, Leiterin der Abteilung Digital Health Engineering vom Fraunhofer IESE.  

Mit der App wollen die Forscherinnen und Forscher besonders Frauen ansprechen, die geringe medizinische Kenntnisse haben oder sich in einem sozialen Umfeld bewegen, das bisher geringes Interesse an Frauengesundheit zeigt. Für diese Gruppen ist der Bedarf an Aufklärung besonders hoch und die individuelle Lebensqualität kann durch die App-Begleitung stark verbessert werden.

Ganzheitliche Verbesserung von Frauengesundheit

Die in der App gesammelten Daten sollen – das Einverständnis der Nutzerinnen vorausgesetzt – zusätzlich anonymisiert für wissenschaftliche Studien aufbereitet werden. Denn viele Aspekte der Wechseljahre sind bislang unzureichend erforscht. Damit ermöglicht das Projekt nicht nur die individuelle Steigerung der Lebensqualität, sondern schließt auch eine Lücke in der geschlechtsspezifischen Forschung und verbessert die medizinische Versorgung von Frauen nachhaltig.

»Wir verfolgen durch die Kombination technischer Innovationen rund um KI mit der Stärkung von Gesundheitskompetenzen einen umfassenden Ansatz«, betont Dr. Theresa Ahrens. »Mit dem neuen KI-Chatbot und dem Gesamtkonzept der App bewirken wir nicht nur eine Verbesserung der individuellen Gesundheitskompetenz von Frauen, sondern auch nachhaltige Veränderungen in der Arbeitswelt und im Gesundheitswesen.«

Das Fraunhofer IESE übernimmt im Projekt »PETRA« die technische Entwicklung der App sowie der KI-Modelle. FEMNA stellt die frauengesundheitliche Expertise und Versorgungsperspektive im Projekt bereit. Die sozialwissenschaftliche Begleitung und Co-Creation-Prozesse erfolgen durch die Juniorprofessur für Gesundheit und E-Health der Ruhr-Universität Bochum sowie die Sozialforschungsstelle der Technischen Universität Dortmund. Das Berlin Institute of Health in der Charité bringt umfassende Erfahrungen mit interoperablen Datenstandards wie FHIR und SNOMED ein und ist für die strukturierte Erfassung von Forschungsdaten verantwortlich.

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